Die Maiaufmärsche am „Tag der Arbeit“ haben in Österreich eine lange Tradition: sie finden bereits seit 1890 statt. Bis zur Einführung des Nationalfeiertages am 26.Oktober galt er als einziger Feiertag, der nicht auf Religion zurückzuführen war. Die sozialdemokratischen Maifeiern wurden während des Austrofaschismus verboten und stattdessen als „Tag der deutschen Arbeit“ gefeiert – Arbeitnehmer und Arbeitgeber waren damals in der „deutschen Arbeitsfront“ zusammengefasst.
Nach Kriegsende wurde der Feiertag wieder in seiner ursprünglichen Form begangen. 1946 marschierten wieder 200.000 Menschen vor dem Rathaus auf und die sozialistische Jugend veranstaltete ab 1947 wieder ihren Fackelzug.
Natürlich ließen wir es uns als linker Motorradclub nicht nehmen, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Mit vier Motorrädern und unserem „Bunt ist schön“ – Banner begleiteten wir den Umzug und versetzten damit einige Menschen in Staunen. Motorräder in einem Demozug – so was hat Wien zuvor wohl noch nie gesehen. Wir wurden beklatscht, ernteten das ein oder andere Daumen-Hoch und erregten einiges an Aufmerksamkeit.
Gemeinsam mit der KPÖ, der Linken und der jungen Linken versammelten wir uns vor dem Parlament, wo wir immer wieder von interessierten Passanten angesprochen wurden.
Für uns als Motorradclub Kuhle Wampe Vienna war der Tag ein Erfolg auf ganzer Länge. Unsere erste motorisierte Demo-Beteiligung lief genauso ab, wie wir es uns vorgestellt haben. Trotzdem: von den einstigen Menschenmassen ist heute kaum noch etwas zu sehen. Die derzeitige politische Lage spaltet das linke Lager, die Sozialdemokraten haben ihren Kurs aus den Augen verloren und sind mit internen Hackeleien beschäftigt, während Fremdenfeindlichkeit und Faschismus das hegemonielle Vakuum bereitwillig ausfüllt. Für umso wichtiger halten wir es, diese Tradition der Arbeiterbewegung lautstark hoch- und am Leben zu erhalten!
Freundschaft und die linke Hand zum Gruß!